
PD Assist+: KI-gestützte Assistenz in der Parkinson-Versorgung
KI-gestützte Assistenz in der Parkinson-Versorgung (PD Assist+)
Die Gesundheitsversorgung in Deutschland sieht sich mit erheblichen strukturellen Herausforderungen konfrontiert, insbesondere im Bereich der Pflege. Der demografische Wandel, die steigende Zahl chronisch kranker und pflegebedürftiger Menschen sowie die zunehmende Belastung des Fachpersonals verschärfen bestehende Versorgungsprobleme.
Innovative digitale Lösungen können dabei helfen, die Qualität und Effizienz medizinischer und pflegerischer Prozesse zu verbessern, insbesondere bei komplexen Krankheitsbildern wie Morbus Parkinson. Mit rund 400.000 Betroffenen allein in Deutschland stellt Parkinson nach der Alzheimer-Demenz die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung dar. Die Versorgung der Betroffenen ist aufwendig und erfordert eine kontinuierliche, interdisziplinär koordinierte Betreuung. Dabei gewinnt der Einsatz digitaler Technologien zunehmend an Bedeutung.
Smartphones und Apps eröffnen hier neue Möglichkeiten: Eine Parkinson-App kann Patient:innen dabei unterstützen, ihre Erkrankung besser zu managen (z. B. durch Medikationspläne oder Selbstmonitoring), und gleichzeitig Pflegekräfte, Therapeut:innen und Ärzt:innen bei der Dokumentation und Auswertung helfen. Sensoren in Smartphones liefern zudem Informationen über das Bewegungsverhalten, die in die individuelle Therapieplanung einfließen können.
Neue Fortschritte im Bereich der generativen künstlichen Intelligenz, insbesondere durch Large Language Models, ermöglichen weitere Funktionalitäten. So können Sprachmodelle als natürlichsprachliches Interface zur Interaktion mit digitalen Patientendokumenten und spezifischem Fachwissen dienen.
Zielsetzung und Umsetzung von PD Assist+
Ziel des Projekts „PD Assist+” ist die Entwicklung und Integration eines digitalen Sprachassistenten, der einen natürlichen Zugang zu medizinischem Wissen und digitalen Patientendokumenten bietet. Der Assistent soll insbesondere in der Lage sein, Fragen rund um die Parkinson-Erkrankung – etwa zu Leitlinienwissen, Therapien oder Symptomen – verständlich, präzise und kontextsensitiv zu beantworten. Damit sollen sowohl das medizinische Fachpersonal als auch die Patient:innen im Versorgungsalltag unterstützt werden.
Zu diesem Zweck wird ein bestehendes Sprachmodell mit Parkinson-spezifischem Fachwissen erweitert und angepasst. Grundlage hierfür ist ein sorgfältig kuratierter Datensatz, der unter anderem Inhalte aus medizinischen Leitlinien, Fachliteratur und anonymisierten Fallstudien umfasst. Durch dieses gezielte Finetuning entsteht ein Modell, das domänenspezifische Inhalte korrekt verarbeiten und vertrauenswürdige Antworten generieren kann.
Im nächsten Schritt wird das Sprachmodell technisch in die bestehende App „PD Assist” integriert. Hierbei kommt eine sogenannte Retrieval-Augmented-Generation-Architektur zum Einsatz. Diese ermöglicht es, sowohl allgemeine Fragen zur Erkrankung als auch patientenbezogene Informationen aus dem digitalen Archiv abzurufen. Auf diese Weise werden Wissen und individuelle Daten miteinander verknüpft und über eine intuitive Sprachschnittstelle zugänglich gemacht.
Abschließend wird die neue Funktionalität in einem klinischen Anwendungskontext umfassend evaluiert. Mittels qualitativer und quantitativer Erhebungen – beispielsweise in Form von Interviews, Nutzerfeedback und Usability-Tests – soll geprüft werden, ob der digitale Assistent im Alltag tatsächlich eine Entlastung für Patient:innen und Fachkräfte darstellt und dazu beiträgt, zentrale Herausforderungen in der Versorgung von Menschen mit Parkinson zu reduzieren.
[Bildnachweis: Mona Marie Brinkmann| Seitenheader]
