Beim Projekttreffen am 07. Juli 2025 in der Rheinbarbenwerkstatt Bottrop – einer Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM) – tauschte sich das AMICO-Projektteam über erste Ergebnisse einer wissenschaftlichen Befragung aus, thematisierte praktische Herausforderungen bestehender Systeme und zeigte anhand des Demonstrators, wie Individualisierbarkeit und Nutzerfreundlichkeit noch besser umgesetzt werden können. Ziel ist ein flexibles Assistenzsystem, das echte Unterstützung bietet: passgenau, intuitiv und menschzentriert.
Der Status Quo: Positive Signale und eine klare Herausforderung
Nach einem umfassenden Update zu den aktuellen Use Cases und bisherigen Erfahrungen rückte eine zentrale Erkenntnis in den Fokus: Erste Ergebnisse einer wissenschaftlichen Befragung zeigen, dass digitale Assistenzsysteme grundsätzlich positiv bewertet werden – gleichzeitig wird deutlich, wie individuell ihre Ausgestaltung sein muss.
Die wissenschaftlichen Mitarbeiter Mario Heinz-Jakobs und Alexander Kuhn von der Arbeitsgruppe Mensch-Technik-Interaktion unter der Leitung von Prof. Dr. mult. Carsten Röcker begleiten die wissenschaftliche Auswertung, deren detaillierte Ergebnisse in den kommenden Wochen separat veröffentlicht werden. „Es zeigt sich, dass dem Einsatz digitaler Assistenzsysteme in unterschiedlichen Bereichen der Inklusion grundlegend positive Effekte zugeschrieben werden“, fasst Mario Heinz-Jakobs zusammen. „Bei der Bewertung einzelner Interaktionen und Funktionen wird jedoch deutlich, dass es ein hohes Maß an Flexibilität braucht.“
Die Grenzen bestehender Systeme: Mehr als nur Schwarz und Weiß
Die Notwendigkeit individueller und anpassungsfähiger Lösungen wurde auch durch die Praxisberichte der Teilnehmenden untermauert. Viele bestehende Systeme stoßen im Arbeitsalltag an ihre Grenzen.
„Wir haben bislang Erfahrungen mit verschiedenen Assistenzsystemen gesammelt – bei allen traten ähnliche Probleme auf“, berichtet Arnd Schreiner (Bottroper Werkstätten). „Individuelle Anpassungen sind meist nur durch komplexe Änderungen möglich und im Alltag kaum umsetzbar.“
Sein Kollege Michael Kahnert bringt es auf den Punkt: „Wir verharren in einer Betrachtung von Schwarz oder Weiß – aber was ist mit den Grautönen?“
Der AMICO-Ansatz: Individualität trifft einfache Handhabung
Hier setzt AMICO an: Ziel ist ein System, das maximale Individualisierbarkeit bei gleichzeitig intuitiver Bedienung ermöglicht. Der vorgestellte Demonstrator erlaubt es Nutzenden, zahlreiche Parameter selbst festzulegen – angepasst an individuelle Bedarfe.
Die technische Entwicklung orientiert sich dabei an der Methodik der Binnendifferenzierung, bei der Qualifikationen, Bedürfnisse und Arbeitsanforderungen systematisch berücksichtigt werden. Damit rückt der Mensch konsequent in den Mittelpunkt – als Maßstab für technologische Lösungen.
Mehr dazu:BAG WfbM - Binnendifferenzierung
Einblicke in die Praxis und gemeinsamer Austausch
Ein weiteres Highlight des Treffens war die Besichtigung der Rheinbarbenwerkstatt – verbunden mit einem offenen Austausch über technologische und organisatorische Herausforderungen. Der Blick über den eigenen Tellerrand wurde von den Teilnehmenden als besonders wertvoll empfunden.
„Es ist einfach toll, im Projektverbund gemeinsam mit anderen Kolleginnen und Kollegen zu diskutieren, wie wir diesen Herausforderungen begegnen können“, so Anja Große-Coosmann vom wertkreis Gütersloh. Ihr Kollege Fabian Zodrow ergänzt: „Wir stehen alle vor ähnlichen Herausforderungen im Zusammenhang mit der bedarfsgerechten Gestaltung von Qualifizierung und Prozessunterstützung. Das macht den Austausch besonders wertvoll.“
Ausblick: Auf dem Weg zur Wertschöpfung
In den kommenden Wochen liegt der Fokus auf der Weiterentwicklung des Demonstrators und der Verstetigung der bisherigen Ansätze – immer in einem iterativen, menschzentrierten Vorgehen.
„Es wird sehr spannend zu sehen, wie AMICO direkt in wertschöpfenden Prozessen Einsatz finden und im Zusammenspiel von produzierenden Unternehmen und Werkstätten als Dienstleister Mehrwerte liefern kann“, blickt Mario Heinz-Jakobs erwartungsvoll auf die nächste Projektphase.


